Galerienstudie 2025 (Symbolbild)

Galerienstudie 2025

von Hergen Wöbken

Galerien zwischen Kulturauftrag, Generationswechsel und ökonomischem Druck


Zwölf Jahre nach der ersten bundesweiten Untersuchung und fünf Jahre nach der Erhebung im Pandemiejahr 2020 legt das Institut für Strategieentwicklung (IFSE) die Galerienstudie 2025 vor. Sie zeigt, wie sich die Situation professioneller Galerien in Deutschland verändert hat – zwischen kulturellem Anspruch, wirtschaftlicher Realität und einem tiefgreifenden Generationswechsel.

Mehr als 150 Galerien beteiligten sich an der Befragung, die gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild eines Systems, das sich zwischen Stabilität und Wandel neu ordnet.

Galerien als unterschätzte Museen
Deutsche Galerien bleiben zentrale Orte der Kunstvermittlung. 2024 organisierten sie über 4.000 Ausstellungen mit insgesamt rund zwei Millionen Besucherinnen. Damit behaupten sie ihre kulturelle Reichweite trotz rückläufiger Umsätze und steigender Kosten. Galerien eröffnen täglich neue Ausstellungen, fördern Künstlerinnen, schaffen Arbeitsplätze und tragen zur Attraktivität ihrer Standorte bei.

Strukturwandel und Nachfolge
Fast jede zweite Galerie steht vor einem Generationswechsel. 29 Prozent planen eine Übergabe innerhalb der nächsten fünf Jahre, weitere 20 Prozent in den kommenden sechs bis zehn Jahren. Nur 17 Prozent verfügen über eine konkrete Nachfolgeregelung. Viele Galerien sind stark an die Person der Inhaber*innen gebunden, ihre Profile, Netzwerke und Beziehungen zu Künstler*innen lassen sich nur durch frühzeitige Planung und strukturelle Vorbereitung sichern.

Ökonomische Realität
Erstmals wurde der Rohertrag als wirtschaftliche Kennziffer erhoben, also der Betrag, der nach Abzug der Künstler*innenanteile und Produktionskosten für Miete, Personal, Messen und den Lebensunterhalt bleibt. Der Median liegt bei 50.000 Euro bei einem medianen Jahresumsatz von 300.000 Euro. Der durchschnittliche Rohertragsanteil beträgt 30 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen, wie schmal der wirtschaftliche Spielraum vieler Galerien ist und wie groß die Bedeutung betriebswirtschaftlicher Professionalität, Standardisierung und Kooperation wird.

Tendenzen und Perspektiven
Der deutsche Galeriemarkt bleibt kulturell stark, wirtschaftlich jedoch angespannt. Kleine und mittlere Galerien gewinnen an Bedeutung, während große Häuser zunehmend auf internationale Märkte angewiesen sind. Die Zahl der vertretenen Künstler*innen liegt bei rund 14.600, der Anteil von Frauen ist seit 2020 von 35 auf 41 Prozent gestiegen, ein Zeichen für wachsende Sichtbarkeit und ein bewussteres Programmbewusstsein.
Insgesamt zeigt die Studie ein System im Übergang: stabil in seiner kulturellen Funktion, gefordert durch steigende Kosten, Fachkräftemangel und unklare Nachfolgestrukturen. Wirtschaftliche Transparenz, digitale Entwicklung und Kooperationen werden künftig entscheidend sein, um die Galerien als Rückgrat der Kunstproduktion in Deutschland zu sichern.

→ Lesen Sie die vollständige Studie von 2025 hier (PDF)

Presseresonanz (Auswahl)

TAZ, Beate Scheder, 30.04.2025
• Berlins hohe Mieten machen dem Kunstmarkt zu schaffen
Handelsblatt, Christiane Fricke, 02.05.2025
• Regulierungswut frisst schmale Margen
Tagesspiegel, Nicola Kuhn, 02.09. 2025
• Umfrage zur Lage des Kunstmarkts: Deutschlands Galerien sind überaltert
Monopol, 02.09.2025
• Studie: Galerien in Deutschland unter Druck
radioneins, 02.09.2025
• Galerien zwischen Krise und Kreativität
rbbKultur, 02.09.2025
• Wie gut sind die Galerien in Deutschland aufgestellt?
FAZ, 03.09.2025 (Paywall)
• Umsatzeinbruch bei deutschen Galerien
WDR3, 05.09.2025
• Neue Galerienstudie zeigt Situation deutscher Galerien
Handelsblatt, Christiane Meixner, 05.09.2025
• Der deutsche Kunstmarkt organisiert sich weiter dezentral
Deutschlandfunk Kultur, 07.09.2025
• Galerien zwischen Kulturauftrag, Generationswechsel und Gelddruck. Neue Studie
Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V., 09.09.2025
• Galerienstudie 2025 | Unterschätzte Kulturorte unter Druck
WAZ, Lars von der Gönna, 19.09.2025 (Paywall)
• Kunstmarkt bricht ein: Galerien im Ruhrgebiet trotzen Krise
Handelsblatt, Johannes Wendland, 10.10.
2025
• Im Gegenwind